St. Jakobskirche Burlafingen
Die St. Jakobskirche in Burlafingen wurde nach einer nur sechsmonatigen Bauphase am 12. Oktober 1820 eingeweiht. Doch freilich stand hier schon viel länger ein Gotteshaus. 1275 wurde erstmals urkundlich eine „Capella in Burluingen“ erwähnt.
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Baugeschichtliches
Die St. Jakobskirche in Burlafingen wurde nach einer nur sechsmonatigen Bauphase am 12. Oktober 1820 eingeweiht. Doch freilich stand hier schon viel länger ein Gotteshaus. 1275 wurde erstmals urkundlich eine „Capella in Burluingen“ erwähnt. Eine Steintafel an der Kirche enthält weitere Details. Der Neubau 1820 entstand nach Plänen des Günzburger Landbaumeister Schwesinger. Allein die Michaelisfigur auf dem Kanzeldeckel blieb vom Vorgängerbau erhalten.
Nachdem die katholische Gemeinde 1960 eine neue und größere Kirche in Burlafingen baute, wurde St. Jakob 1962 an die evangelische Kirchengemeinde Pfuhl verkauft. Von Pfuhl aus waren evangelische Gemeindeglieder, die in Burlafingen wohnten, seit Jahrhunderten mitversorgt worden. Jetzt sollten sie ein eigenes Gotteshaus bekommen. Nach größeren Eingriffen und Umbaumaßnahmen wird die St. Jakobskirche seit dem 11. Juli 1965 als evangelische Gemeindekirche genutzt.
Innenraumgestaltung
Der Umbau Anfang der 60er Jahre war weitgreifend. Der Altarbereich wurde in die Mitte der Nordwand versetzt. Der ehemalige Chorraum im Osten wurde geschlossen und in eine Sakristei und Orgelempore umgebaut. Ganz zentral im Kirchenraum steht das Taufbecken. Die Taufgemeinde versammelt sich um das Taufbecken herum. Lesepult und Kanzel stehen rechts vom Altar. Die Bankreihen befinden sich gegenüber des Altares und rechts und links davon.
Der Kircheninnenraum wurde in den 60er Jahren nach dem sogenannten Zentralraumprinzip neugeordnet. Altar und Taufstein bilden den Mittelpunkt der Raumorientierung. Sie stehen als Sinnbilder die beiden Sakramente Abendmahl und Taufe.
Innenausstattung
Altar, Altarkreuz und Paramente
Mit dem Umbau wurde ein Steinaltar geschaffen und auf eine Altarplatte zwei Stufen erhöht an die Nordwand der Kirche gestellt. Die Münchner Bildhauerin Eva Moshack Bach gestaltete aus Bronze ein neues Altarkreuz, eine filigran gestaltete Ablage für die Altarbibel sowie zwei Kerzenständer für den Altar.
Das Altarkreuz stellt „Christus im Strahlenkranz der himmlischen Heerscharen“ dar. Die Künstlerin beschreibt das Kreuz mit folgenden Worten: „Das Kreuz steht nicht nur als Zeichen für den Erlösungstod Jesu, sondern auch als Symbol für das Zusammenwirken alles Himmlischen und Irdischen. Christus ist Mitte der Schöpfung, Mittler zwischen allen Wesen und Mächten der Welt. Er wirkt durch die Engel wie wir Menschen unsere Hände und unseren Blick. Engel sind geistige, körperlose Wesen: Hände, Augen, Lichtstrahlen, Flügel. Alles Walten, Wirken und Durchdringen Christi in der Schöpfung und in uns Menschen ist in der etwas abstrakten Darstellung der Engel auf den Kreuzbalken gemeint.“
Am Altar hängen nach der liturgischen Farbe des Kirchenjahres sehr besondere Paramente bzw. Antependien. Zwei davon, nämlich das grüne und das schwarze Parament, wurden in Handarbeit anlässlich der 700-Jahrfeier Burlafingens im Jahr 1987 gefertigt. Angefangen beim Anbau von Flachs, über das Spinnen des Fadens und Verwebens zu Grauleinen über den Entwurf und das Einfärben bis hin zur Gestaltung und Besticken wurden alle Arbeitsschritte von Gemeindegliedern durchgeführt und beaufsichtigt.
Der Taufstein
Seit der Umgestaltung der Kirche steht das Taufbecken in zentraler Position im Innenraum unmittelbar gegenüber des Altares. Der schlichte runde Stein mit einer Wölbung als Wasserschale wurde Anfang 1980 durch eine kupferne Schale mit Motiven aus Bronze ergänzt. Diese Schale wurde in der Werkstatt Dentler, Ulm, erstellt und der Gemeinde gespendet. Rudolf Dentler und Ulrike Lindner gestalteten gemeinsam die Taufschale und erklärten die Motive folgendermaßen: „Die Motive entsprechen den natürlichen Elementen unseres Alltags. Wasser, Sonne, Erde-Dreck, Raum und Zeit. Der Mensch als göttliche Idee, als lebendig Einmaliges steht zwischen Leben und Tod. Was ein Menschenleben lebendig macht, ist Seele, ist Geist, ist bewegliche Phantasie. Was es ausmacht, voll Sinn zu leben, ist der arbeitende, schöpferische Gedanke, das Tun, die Verwirklichung seines Denkens, freudvoll, kraftvoll, aus dem Herzen. (…) die 7 Kompositionen bestehen aus einzelnen Fragmenten, die an unseren Tagesablauf erinnern. Es ist das Wort, die Sprache, das Wasser, das durch Wellen gekennzeichnet ist, Räderwerk, bezogen auf Industrie, und schließlich das Fragment der Musik, wobei gerade die Sprache, die Musik und die bildende Gestaltungsweise einen besonderen Platz einnehmen. (…)
Wort, Wasser und Geist sind sowohl ein Teil unseres täglichen Lebens als auch die Grundelemente der Taufe. Durch die Taufe wird ein Mensch zum Christen. Die anderen Motive des Taufbeckens sollen zeigen, daß auch ein Christ in dieser Welt lebt, in der es den „Dreck“, den Alltag und die Fabriken gibt. Aber versteckt gibt es auch die Freude-Sonne-Musik, die Seele, den Geist. Diese schönen, grundlegenden Elemente scheinen fast erdrückt zu werden von der Last des Räderwerks, und doch quellen sie überall daraus hervor. Die Aufgabe jedes Menschen ist es, diese Elemente in seinem Leben zu finden, sie auf der Welt zu erhalten und sie zu verbreiten.“
Die Kanzel
1820 wurde durch den Schreiner Bartholomäus Rampf eine neue Kanzel angefertigt und in weiß-golden gefasst. Der Corpus ist polygonal und unten gebaucht. In den Feldern finden sich Rosetten in Hochovalrahmen, darüber wurden Blütenketten mit Schleifen, unten flache Kegel mit Girlanden, Blumengehängen und einem goldenen Knopf gestaltet. Der Schalldeckel ist mit einer Krone aus vier Voluten verziert. Auf seiner Spitze steht eine historische Figur des Erzengels Michael. Sie stammt noch aus dem Vorgängerbau.
Der Aufgang zur Kanzel wurde in den Baumaßnahmen 1963-65 komplett umgestaltet.
Apostelkreuze und Christus
Seit 1820 wurde die Kirche mehrfach übermalt und neu ausgestaltet. Sie trug auch in früheren Zeiten eine farbige Ausgestaltung mit Deckengemälden. Bei der letzten Renovierungsmaßnahme im Jahr 2017 entschloss man sich, die inzwischen an mehreren Stellen wieder sichtbaren Apostelkreuze nicht mehr neu zu übermalen. Sie stammen vermutlich aus einer Wandbemalung aus dem Ende des 19. Jahrhunderts und waren Teile eines Frieses, der auf Brusthöhe durch das gesamte Kirchenschiff lief. Rechts neben dem Haupteingang ist auch ein Christusmonogramm sichtbar, vermutlich auch Teil des Frieses.
Die Jakobsfigur
Namenspatron der Kirche und seiner Vorgängerbauten ist Jakobus der Ältere. Als Jünger Jesu, der mit auf dem Berg der Verklärung war, und als Apostel steht er für die Symbolik des Weges. Über die Jahrhunderte hin hat er Gläubige motiviert, sich auf den Weg zu machen, auf den „Jakobsweg“, bis zum Apostelgrab nach Santiago de Compostela. Die Burlafinger St. Jakobskirche befindet sich etwas südlich des bekannten Jakobsweges von Nürnberg über Ulm nach Lindau. Im 19. Jahrhundert erwarb die Gemeinde eine Jakobsfigur im sogenannten Nazarener-Stil. Nach dem Umzug der katholischen Gemeinde in die neugebaute St. Konradskirche, geriet die Figur in Vergessenheit. Seit 2005 steht sie als Dauerleihgabe und Zeichen der ökumenischen Verbundenheit wieder in der St. Jakobskirche. Mit dem Pilgerstab und der Muschel in der Hand grüßt sie auf einem Sockel links neben der Eingangstür die Gemeinde und Kirchenbesucher, wenn sie sich beim Verlassen der Kirche wieder auf den Weg in den Alltag macht.
Die Orgel
1968 wurde eine Orgel angeschafft. Der Orgelbauwerkstatt Steinmayer aus Oettingen baute das kleine Instrument mit einem Manual für die St. Jakobskirche. Sie steht auf der Orgelempore oberhalb der Sakristei.
Der Fürbittkerzenständer
Der jüngste Ausstattungsgegenstand aus dem Jahr 2019 ist ein Fürbittenkerzenständer aus gegossener Bronze neben dem Altar. Er stammt aus der Werkstatt des Bildhauers Basilius Kleinhans aus Günzburg und wurde für die St. Jakobskirche gefertigt. Der Künstler hat einzelne Elemente eines geplanten und anders realisierten Taufbrunnens dafür verwendet, die er aus dem Nachlass seines Vaters übernommen hatte. Bernhard Kleinhans war ein Studienkollege der Künstlerin Eva Moshack, die das Altarkreuz gestaltet hatte.
Das Geläut
Als die St. Jakobskirche 1962 an die evangelische Kirchengemeinde verkauft wurde, gehörten zum Inventar auch drei Glocken aus der Nachkriegszeit. Aus Mangel an Bronze waren sie aus Euphon gegossen. Der Klang war nicht zufriedenstellend. So wurden im Herbst 1980 bei der Firma Schilling in Heidelberg drei neue Glocken bestellt und im Mai 1981 feierlich eingeholt. Das Geläut besteht aus drei Glocken, die den drei Aposteln Petrus, Jakobus und Johannes gewidmet sind. Sie tragen die Inschriften: Glaube – Liebe – Hoffnung und den Vers „Land, Land, höre des Herrn Wort!“
Um die St. Jakobskirche herum
Grabplatten in der Kirchenmauer
Die Grabplatten an der Außenmauer der Kirche zeugen von der Vergangenheit. Pfarrer der Burlafinger Gemeinde wurden hier beerdigt. So auch der Pfarrer Thaddäus Blankenhorn, in dessen Amtszeit die Kirche 1820 erbaut wurde. Er war bis zu seinem Tod im Jahr 1835 Pfarrer und Seelsorger in Burlafingen.
Einige Grabplatten werden verständlich, wenn man sich den historischen Hintergrund vor Augen führt. Nach den napoleonischen Kriegen im Jahre 1810 wurde „Ulm auf dem rechten Donau-Ufer“ bayerisches Grenzgebiet. Die Gemeinde in Burlafingen wurde auch zuständig für die Katholiken, die aus beruflichen Gründen als Verwaltungsfachleute und Militärangehörige nach „Neu-Ulm“ versetzt wurden.
Der ehemalige Friedhof
Noch bis 1945 befand sich der Ortsfriedhof rings um die Kirche. Doch er war schon längst zu klein geworden und wurde aufgelassen. In der Friedhofstraße wurde ein neuer Friedhof angelegt, der bis heute genutzt werden kann. Einige wenige Grabsteine blieben auch nach der Auflassung im Kirchgarten der Burlafinger St. Jakobskirche stehen und erinnern an seine ursprüngliche Verwendung.