Fakten:
- 3950 Gemeindeglieder in Pfuhl und Burlafingen
- 2 Pfarrstellen
- nach Senden und Günzburg, drittgrößte Gemeinde im Dekanat Neu-Ulm
- Pfuhl – Neu-Ulmer Stadtteil mit zweithöchster Einwohnerzahl (10300) nach Ludwigsfeld
- Evangelischer Montessori-Kindergarten Burlafingen, 2 Integrativgruppen
- Evangelischer Gemeindeverein Pfuhl:
- Ca. 300 Ehrenamtliche Mitarbeiter/innen
- – Posaunenchor, Kirchenchor, Beerdigungschor, Kirchenband
- – Besuchdienst, Gesprächskreise, Bildungsveranstaltungen
- – Ökumenische Kinderbibelwoche, Weltgebetstag, Gemeindehilfe
- – Gemeindenachmittage
- – Seniorentreffen, Helferteams
- – Jugendarbeit mit Gemeindereferenten, Konfi 3 und Konfi 8
- – Gemeindebrief, Website, Öffentlichkeitsarbeit
- – Kooperation mit Landeskirchlicher Gemeinschaft
Übersicht
Die Evangelische Kirchengemeinde Pfuhl – Burlafingen befindet sich im Landkreis Neu-Ulm in Bayern.
Kirchlich gesehen ist Sie dem Evangelischen Dekanat Neu-Ulm zugehörig und Regional verwurzelt in der Region „Ulmer Winkel“.
Mit ca. 3900 Gemeindemitgliedern gehören wir zu einer der größten Kirchengemeinden im Dekanat. Unser lebendiges Gemeindeleben ist geprägt von einer sehr aktiven Jugendarbeit, einem motivierten Kirchenvorstand und vielen, ca. 300 Ehrenamtlichen Mitarbeitern.
Gemeindegebiet
VollbildanzeigeGeschichtliches
Frühestens in der alemannischen Siedlungsphase im 6/7 Jahrhundert entstand der Ort Pfuhl, dessen Name — wie übrigens auch der Name Ulm — Sumpf oder sumpfige Stelle bedeutet. Die ältesten archäologischen Zeugen sind romanische Grundmauern der St, Ulrichskirche, Da sie direkt neben dem ehemaligen Burghof liegt, handelte es sich vermutlich zunächst um die Eigenkirche des Pfuhler Ortsadels, der Familie Laidolf, die von 1244 bis zum Aussterben der Familie am Ende des 14. Jahrhunderts schriftlich nachgewiesen ist. Wahrscheinlich wurden von den Reichenauer Mönchen noch im frühen Mittelalter die Seelsorgestellen rechts der Donau neu organisiert, wodurch die Pfuhler Kirche zur reichenauischen Kirche »ennet feldes«, also an die Ulmer Pfarrkirche, kam. Von Ulm aus wurde Pfuhl dann bis 1582 seelsorgerlich betreut, hatte also keinen eigenen Pfarrer, sondern war kirchlich noch enger mit der nahen Stadt verbunden als durch sein Pfahlbürgerrecht. Pfuhler waren – nach dem ersten Ulmer Stadtchronisten Felix Fabri seit 1140 — zwar keine Bürger der Stadt, hatten aber Teil an bestimmten Gesetzen und Pflichten und konnten vor allem bei Gefahr innerhalb der Stadtmauern Zuflucht finden, Sowohl im Markgrafenkrieg 1552 wie im Dreißigjährigen Krieg 1634, als Pfuhl beide Male geplündert und niedergebrannt wurde, fiel der Verlust an Menschenleben deshalb geringer aus als in den umliegenden Dörfern, zu ihrem Patron kam die St. Ulrichskirche vermutlich dadurch, dass im 12./13.Jhd, die Dillinger Pfalzgrafen, aus deren Geschlecht der Augsburger Bischof Ulrich stammte, die Reichsvogtei über Ulm und damit auch das Pfuhler Reichslehen innehatten. Jedenfalls behielt die Kirche in der Reformation, die der Ulmer Rat Pfingsten 1531 für die Landbevölkerung durchführen ließ, ihren vollen Namen »St. Ulrich«, obwohl alle Heiligenbilder aus der Kirche entfernt wurden. Die Versorgung der Seelsorgestelle von Ulm aus blieb jedoch unbefriedigend. Nach längerer Vakanz steht in der Visitationsakte von 1579 »daß in diesem stattlichen Flecken viel Leut und Kindsbetterinnen ohne Trost göttlichen Worts absterben müssen und dass dort auch nicht allein die Alten sondern auch die Jungen gar ruchlos und sicher leben und unter solcher Jugend nit vil über 6 Knaben gefunden, die die 6 Hauptstück christlicher Lehr und die anderen recht beten können«. So wurde Pfuhl 1582 auf Drängen der Gemeinde eine eigenständige Pfarrei.
Nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Kriegs wurde an öffentlichen Gebäuden zuerst das Pfarrhaus neu errichtet. Der Fachwerkbau aus dem Jahr 1655 nach Plänen des Ulmer Stadtbaumeisters Joseph Furttenbach erfüllt bis heute seine Funktion. 1661 begann die Renovierung der im Krieg beschädigten Kirche. Für lange Zeit prägend jedoch blieb die Restauration 1727/28 unter Pfarrer Konrad Daniel Kleinknecht. Das von ihm entworfene Deckenfresko vom Guten Hirten bestimmte auch nach einer Übermalung 1867 im Nazarenerstil das Kircheninnere bis zur Restaurierung 1953/ 55, in der unter Verzicht auf die Barockdecke von 1727 die ursprünglichen gotischen Fresken und die alte Balkendecke freigelegt wurden.
Einen wichtigen Einschnitt in die Geschichte Pfuhls bringt das Jahr 1810, in dem Ulm im Gefolge der napoleonischen Kriege zum Königreich Württemberg kam, während Pfuhl wie alle Besitztümer Ulms rechts der Donau seit 1802 beim Königreich Bayern verblieb. Über Nacht waren die engen wirtschaftlichen Verflechtungen mit Ulm durch den Schlagbaum auf der Donaubrücke gekappt. Die Bevölkerung Pfuhls war davon hart betroffen, da Weber, andere Handwerker und viele Bauern für die Stadt produzierten. Wie sehr allerdings trotz der politischen Trennung von Ulm alte Rechtsverbindungen dorthin intakt blieben, zeigt die Tatsache, dass noch im Jahre 1846 die Pfarrkirchenstiftung Ulm die Kosten für die Reparatur eines Blitzschadens am Turm der St. Ulrichskirche im Jahr 1821 an die Gemeinde in Pfuhl ersetzte, nachdem diese in etlichen Prozessen vergeblich versucht hatte, das Geld aus Bayern zu bekommen. Gegen die soziale Not zu Beginn unseres Jahrhunderts im Dorf ging vor allem Pfarrer Griesmayer mit Unterstützung einiger Pfuhler Bürger an. Die Krankenpflege sowie die Betreuung und Erziehung der kleinen Kinder organisierte er durch den von ihm gegründeten Ev. Gemeindeverein und mit Hilfe der aus Augsburg geholten Diakonissen, die von 1916 bis 1988 ihren aufopfernden Dienst taten. Heute betreuen die Mitarbeiterinnen der Sozialstation ca. 40 Patienten, die des Kindergartens 108 Kinder. Der Gemeinde stand mit den Räumen des von Pfarrer Griesmayer gekauften Anwesens für die »Kleinkinderbewahranstalt« gleichzeitig ein Gemeindehaus zur Verfügung, längst bevor das heutige im Jahr 1962 eingeweiht wurde.
Im Zweiten Weltkrieg kamen am 4. März 1945 durch den großen Bombenangriff auf Neu-Ulm, der auch den Westteil Pfuhls schwer traf, 48 Menschen ums Leben, zusammen mit den Gefallenen und Vermissten waren am Ende des Krieges 357 Opfer zu beklagen. Pfarrer Haller (im Dienst von 1935-1956) war zwar selber bis 1945 Parteimitglied, betrieb aber in vielen Fragen einen eigenständigen kirchlichen Kurs, der ihn öfters in Konflikt mit der örtlichen Parteiführung brachte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Pfuhl vor allem durch den Zuzug von über tausend Heimatvertriebenen maßgeblich geprägt. Der ehemals rein evangelische Ort bietet heute zwei annähernd gleichstarken christlichen Konfessionen Heimat, zwischen denen ein von Ökumene geprägtes Klima herrscht.
1974 bekam Burlafingen, dessen evangelische Christen in dem ursprünglich rein katholischen Ort vom Pfuhler Pfarrer mitbetreut wurden, eine eigene Pfarrstelle, die zugleich für einen großen Teil der Zuzugsgebiete um den alten Ort Pfuhl zuständig ist. Zudem wurde im Jahr 1992 am Westrand von Pfuhl ein Aussiedlerheim errichtet, so bleibt die Integration von alter traditionsreicher Gemeinde und Neuzugezogenen eine Schwerpunktaufgabe für die heute ca. 3900 Mitglieder zählende evangelische Gemeinde.
Sabine und Hans Troitzsch-Borchardt, Pfarrer